Gublers Blog

Bei unserer Schweizer Familie hatten wir schon immer den Ruf, stets zu spät zu kommen. Tatsächlich würde Richies Schwester Nicole in der Schweiz, die Zeit clevererweise etwa eine Stunde früher ansetzen, wenn sie ihren Bruder zum Abendessen eingeladen hatte! Nun, mit Flügen kann man nicht wirklich das selbe Spiel spielen, schon gar nicht mit einer pünktlichen Airline wie Edelweiss. Wir hatten unsere Schweizer Familie zweieinhalb Jahre nicht gesehen und es war sehr wichtig, dass wir sie pünktlich bei der Ankunft in San Jose abholten.

Aber natürlich sprangen wir in echter Last-Minute-Manier aus unserem Taxi und kletterten direkt in ihren Mietwagen-Shuttlebus. Die Sache ist die, obwohl wir sie im schon Ankunftsterminal mit herzlichen Umarmungen und unseren Reisegeschenken in unseren Händen hätten empfangen können, war das Parken wieder einmal ein Problem für unseren grossen Camper. Nach langem Umrunden des Terminals und einigen gescheiterten Versuchen, auf einem Parkplatz in der Nähe zu parken, fuhren wir schliesslich zu unserem Besucherhotel und nahmen ein Taxi. Eine Minute später und wir hätten sie verpasst! Woah!

Es war jedoch ein wunderbares Wiedersehen, und wir konnten sogar für die Nacht direkt vor ihrem Hilton-Hotel campen. Unser dreiwöchiges Abenteuer hatte begonnen!

Nicole und Stefan hatten uns in einem luxuriösen Airbnb in Puerto Viejo eingemietet. Nur 15 Minuten zu Fuss vom Strand entfernt, inmitten eines dichten Dschungels und mit zwei Ferienhäusern und einem Swimmingpool fühlten wir uns wirklich wie im Urlaub. Es war das Paradies! Geckos streiften um die hohen Decken herum, giftige grüne Frösche hüpften über die Fusswege und Brüllaffen und Kapuzineräffchen schwangen sich in den Bäumen direkt vor unseren Fenstern.

Dies war definitiv ein Ort, an dem die ganze Action beobachtet werden konnte. Wobei wir eigentlich bereits in unserer zweiten gemeinsamen Nacht, im nahegelegenen Cahuita, in einem wunderbaren italienischen Restaurant, Zeuge unseres ersten Faultiers wurden! Wir konnten es nicht glauben! Meataroundtheworld hatte einen ganzen Monat gebraucht, bis sie diese dreizehigen Säugetiere erspähten, und hier waren wir mit den Nägelis, die sie schon an ihrem zweiten Tag sichteten!

Wir haben sie auch im Jaguar-Schutzzentrum aus nächster Nähe gesehen. Ein grosses und ein kleines Baby krabbelten entlang architektonisch gestalteter Gehwege. Dieses Schutzzentrum dient als Rehabilitation für gefährdete Arten. Sei es die Aufnahme von Papageien, die als Haustiere gehalten werden (dies ist in Costa Rica illegal), eines Affenbabys, das von seiner Mutter wegen einer Infektion verstossen wurde, oder eines blinden Vogels. Was man hier lustigerweise nicht zu Gesicht bekommt, ist ein Jaguar und anscheinend hat sich auch nie einer hier niedergelassen. Wie sehr seltsam!

Puerto Viejo ist ein touristischer Hotspot. Es gibt Einiges zu sehen und zu tun und viele gute Restaurants, in denen man sich verwöhnen lassen kann. Nach unserer Bildungsreise über die Tierwelt Costa Ricas füllten wir unsere Bäuche mit exquisitem lokalem kreolischem Essen. Und wem sollten wir auf dem Weg dorthin begegnen? Christof und Marion aus Deutschland. Ihr erinnert euch vielleicht, dass wir sie getroffen hatten, als wir am Arenalsee zelteten. Nun, genau wie wir, begleiteten auch sie ihre Schwester und nutzten selbstverständlich die Gelegenheit, mit uns zum Mittagessen zu kommen. Eine Entscheidung, die niemand an diesem Nachmittag bereute- zartes Kaninchen, slow-cooked in einer Kokosmilchsauce, ein tolles Surf and Turf und jede Menge frischer Fisch, der am selben Morgen gefangen worden war… yum, yum!

Und als ob unsere Mägen nicht genug gesättigt gewesen wären, gingen wir alle gefrässig zum Dessert über- auf eine Kakaofarm. Diese wird von einem Schweizer geführt. Obwohl seine Schokolade es nicht bis in die Schweiz schafft, sind seine zylinderförmigen Riegel, angereichert mit verschiedenen Geschmäckern wie Basilikum oder Chili, ein Leckerbissen. Die Tour selbst sollte man sich nicht entgehen lassen. Man erhält nicht nur eine detaillierte und praktische Anleitung des Prozesses von der Bohne zum Riegel, sondern der Besitzer zeigt seinen Besuchern auch die ganze restliche Flora und Fauna, die auf seiner Finca zu finden ist, inklusive exotischer Fruchtverkostungen. Unbedingt zu empfehlen!

Nach einer Woche glückseligen Komforts (vielen Dank Nägelis, dass ihr uns verwöhnt habt!), war es an der Zeit, unseren Gästen zu zeigen, wie man wahre Overlander ist. Dank „Nomad America“ können Urlauber in diesen Lebensstil hineinschnuppern, ohne das Budget zu sprengen und ein Rig kaufen zu müssen. Man kann ein voll ausgestattetes 4X4-Fahrzeug mit Dachzelt mieten und alle Gebiete Costa Ricas durchqueren und so den Traum von Abenteuer erfüllen. Es ist sicherlich ein neues Geschäftsmodell für Mittelamerika und eines, das schnell an Fahrt gewinnt.

Also ging es zurück nach San José, um die Nägelis fertig auszurüsten. Oh, und auch, um ein paar Fleischleckereien für unterwegs einzusammeln. Ja, es gab nur einen Ort in der Stadt, an dem man diese Chorizo und den köstlichen Speck bekommen konnte: Chema’s Carniceria natürlich! …Nun, bevor wir alle die Nacht auf seiner Red-Angus-Finca verbrachten.

Ihr erinnert euch vielleicht, dass wir in unserem letzten Blogbeitrag von der Tico-Gastfreundschaft gesprochen haben. Chema ist keine Ausnahme, wenn es darum geht, Ausländer zu unterhalten. Abgesehen davon, dass er uns immer wieder mit Fleischleckereien überschüttete, hatten er und seine Frau Theresa uns doch tatsächlich eine typische costaricanische Kaffeemaschine geschenkt, begleitet von persönlich gravierten Kaffeetassen und zwei besonderen Geschenken für Zoe. Es war unsere erste offizielle Bekanntschaft hier und wir waren so unglaublich gerührt!

Nun, da waren wir wieder, wohnten mit unserer Schweizer Familie auf seiner privaten Farm und wurden am nächsten Morgen mit Tacos gefüllt mit Ribeyes und einem Gallo-Pinto-Frühstück verwöhnt.

Ein herzhaftes Frühstück war einfach der perfekte Start in den Tag-  wir verabschiedeten und bedankten uns und machten uns auf den Weg nach Cartago. Cartago ist berühmt für seine Kirche ‚Ruinas de Cartago’. Wegen des Erdbebens von 1910 nie wirklich fertiggestellt, ist es bis heute eine Ruine. Ein ziemlich beeindruckender Anblick für diese heute moderne Stadt.

Wir haben nicht allzu lange in Cartago verbracht, da wir vor Einbruch der Dunkelheit zum Mirador Paseo del Quetzal gelangen wollten. Wir waren wieder zu Besuch bei Jenny und ihren Quetzals. Es war ein herrlicher Sonntagnachmittag, als wir ankamen, und das Restaurant war voll mit Einheimischen aus der Stadt, die die kühleren Temperaturen und die Waldluft genossen. Weil unseren Besuchern ihr Glück immer noch hold war, sass bereits ein männlicher Quetzal auf seinem Ast, bereit, sie willkommen zu heissen.

Es war ein kalter Abend und wahrscheinlich nicht das, was unsere Gäste für ihre erste Nacht in einem Dachzelt erwartet hatten, aber mit unseren Outdoor-Lichterketten und einem riesigen Lagerfeuer war es ein magischer Abend!

Am nächsten Morgen nahmen wir die Strasse zurück Richtung Norden nach La Fortuna. La Fortuna und Monteverde sind die Touristengebiete Nummer eins in Costa Rica. Wir hatten im Juni einen kleinen Vorgeschmack genommen- wussten aber, dass dies Orte für unseren Familienurlaub waren.

Und Mann, haben wir viel reingepackt! Wir machten einen Spaziergang um einen Faultierpfad herum, tranken aus Kokosnüssen im heissen, sprudelnden Flusswasser, wanderten zum Fuss des Vulkans Arenal- kletterten über Lavafelsen für ein beeindruckendes Foto, beobachteten auf einem Nachtpfad Vipern, schlafende Vögel und Brüllaffen und schwebten hoch über dem Nebelwald von Monteverde auf neun Hängebrücken.

Es war spektakulär und jeden einzelnen Colone wert, den diese Attraktionen kosteten. Ja, das ist wirklich „Costalot Rica“!

Es war Zeit weiterzuziehen und wir schlugen die blaue Zone von Nicoya vor. Bei unserem letzten Besuch hatten wir es nicht bis nach Tamarindo in den Norden geschafft, also dachten wir, dass dieser andere Touristen-Hotspot vielleicht etwas für unsere Gäste wäre. Nun, leider schien „Tamagringo“ (Gringo ist ein spanisches Wort für Amerikaner, das von allen Einheimischen in ganz Lateinamerika verwendet wird) nichts für uns zu sein. Es machte seinem Spitznamen alle Ehre, da weder ein einziges Schild auf Spanisch, noch irgendwelche Einheimischen zu finden waren. Dieser Surfspot war eher wie eine coole Hippy Stadt in Kalifornien. Es war zu voll, es gab keine Parkplätze, also drehten wir einfach um und fuhren für ein paar Nächte weiter nach Norden entlang der Pazifikküste.

Unsere letzte gemeinsame Touristenattraktion war Manuel Antonio. Ein Nationalpark mit kilometerlangen weissen Sandstränden, Pfaden, die durch den sehr feuchten tropischen Dschungel führen, einer ganzen Reihe von Wildtieren und erfahrenen Führern, die selbst die am besten getarnten Chamäleons durch ihre Teleskope entdecken können.

Nachdem wir in den letzten drei Wochen bereits an vielen geführten Trails teilgenommen hatten, waren wir etwas zurückhaltend, einen Guide für diesen letzten anzuheuern. Aber wir müssen zugeben, dass diese Jungs wissen, was sie tun. Sie arbeiten zusammen mit ihren Walkie-Talkies an aktuellen Funden und ihr fundiertes Wissen über den Lebensraum und seine Arten ist erstklassig. Wie sonst hätten wir herausgefunden, dass ein Faultier nur einmal in der Woche auf den Boden klettert, um sein Geschäft zu erledigen? Solch ein armer Kerl wurde auf frischer Tat ertappt…

Da wir in der Nähe von Uvita waren, beschlossen wir, unsere letzten Nächte zusammen im Hostel Tortuga zu verbringen, Chema’s Tochter, Mar, noch einmal zu besuchen, den Swimmingpool und die nahe gelegenen Strände zu geniessen und noch ein Stück Dutch Oven Key Lime Pie zu essen.

Schweren Herzens war es an der Zeit, zurück zum Flughafen von San Jose zu fahren und uns zu verabschieden. Es war eine rasante Tour durch Costa Rica. Wir haben die meisten der in den Reiseführern aufgeführten Empfehlungen abgehakt, wahrscheinlich 90 % der Wildtiere gesehen, die man gesehen haben muss, und jede Partei hat weit über 100 „Pura Vidas“ im Familienurlaubswettbewerb gezählt. Mit Lenny im Team haben natürlich die Nägelis gewonnen! Es waren drei unvergesslich schöne Wochen!

Vielen Dank an Stefan, Nicole, Lenny und Marlon, dass ihr einen grossen Teil eurer Zeit für dieses Abenteuer aufgewendet habt! Ohne euch wäre es nicht dasselbe gewesen.

Bis zum nächsten Mal.

Danke fürs Lesen and we’ll ‚meat‘ you around the world!

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