Gublers Blog

Für das Befahren der Panamericana planen Viele ein Jahr ein. Bei uns dauert es ein bisschen länger- sagen wir mal drei Jahre länger… und das für gerade mal die Hälfte, ohne Kanada und Alaska, wohlgemerkt! Ja, die Pandemie hat uns sicherlich ausgebremst, aber als der Höhepunkt vorüber war, wurde uns klar, dass dieses langsamere Reisetempo eigentlich zu uns passen könnte. Und mit einem grossen und billigen Land wie Kolumbien vor uns, hatten wir den Verdacht, dass sich die Dinge so schnell nicht beschleunigen würden.

Kolumbien’s abwechslungsreiches Terrain voller einzigartiger Wunder, farbenfrohen Pueblos, unzählige unbefestigte Strassen zum Erkunden und äusserst neugierigen und gastfreundlichen Menschen, hat uns, ihr habt es erraten, dazu gebracht, unsere Visa zu erneuern, und die Zeit zu maximieren, die wir in diesem bezaubernden ersten Land von Südamerika verbringen dürfen.

Und wie könnte man besser beginnen als in Cartagena; vielleicht eine der charmantesten Städte von ganz Südamerika. Wir waren in die Kolonialstadt an der Karibikküste, mit einer dreizehn Kilometer langen Stadtmauer geflogen, um auf Silverskin, unser Zuhause auf Rädern zu warten. Wir hatten ihn im Hafen von Colon-Panama, zurückgelassen, in der Hoffnung, dass er nach seiner Reise um das unpassierbare Darien Gap bald sicher ankommen würde. Manche Reisende warten Wochen, manche sogar einen Monat, aber bei uns waren es nur 8 Tage. Und in 8 Tagen hatten wir viel zu sehen und zu tun. Unser Airbnb lag tief im Herzen der Altstadt.

An einem klaren und sonnigen Sonntagmorgen öffneten wir die Lobbytür, riefen unserem Concierge „Hasta Luego“ zu und traten hinaus auf die Kopfsteinpflasterstrassen von Cartagena de Indias.

Einfach an den Villen im französischen Stil vorbeizuschlendern, durch die Fensterscheiben der schicken Modeboutiquen zu spähen oder in einem der vielen Gourmet-Cafés oder Restaurants vorbeizuschauen, ist genug Zeitvertreib für sich, um sich in dieser Stadt zu unterhalten. Aber Cartagena bietet so viel mehr, mit den ‚Königinnen‘ der Karibikküste, die ihre Früchte in ihren farbenfrohen und lebhaften Kostümen verkaufen, den Rappern, die einen mit ihren Ghettoblastern und einzigartigen Strassendarbietungen begleiten, und den Faultieren und Affen, die sich ebenfalls in Szene setzen im Central Park der Stadt.

Dann ist da natürlich die Geschichte der Stadt an der Karibik. Die gut erhaltenen kolonialen Kirchen und Plätze, die Stadtmauer und das spanische Fort. Castillo de San Felipe de Barajas ist die grösste Festung, die jemals von den Spaniern in einer ihrer Kolonien gebaut wurde, und eine, die wir unbedingt besuchen wollten.

Wir besichtigten diese riesige Bastion mit unseren deutschen Reisefreunden Alex, Jochan und ihren Söhnen Paul und Emil, die wir im Jungel von Chiapas-Mexiko kennengelernt hatten. Damals, vor fast 16 Monaten, als wir in völlig entgegengesetzte Richtungen unterwegs gewesen waren, hätten wir uns nie vorstellen können, uns wiederzusehen. Und sicherlich nicht in Kolumbien- aber durch Mund-zu-Mund-Propaganda und weil ihr riesiger „Steyer“ Truck zufällig mit seinem amerikanischen Cousin Silverskin verschifft worden war, traffen wir uns hier wieder und machten Sightseeing zusammen. Wir bekrochen die unterirdischen Tunnels, stellten die Geschichte von Rapunzel nach und posierten vor den Kanonen der Burg. Dieses Fort wurde sehr geschickt auf der Spitze des vierzig Meter hohen San Làzaro-Hügels errichtet, wobei in den 366 Jahren nur erfolglose Versuche von Eroberungen oder Zerstörung verzeichnet wurden.

Zeit für ein Bier! Wenn mit Deutschen unterwegs, trinkt man wie Deutsche! Und in ein deutsches Restaurant zu gehen schien naheliegend. Tatsächlich assen wir während unseres Aufenthalts in Cartagena viel auswärts- mehr noch, weil unsere Reisecommunity in der Stadt war und alle auf die Ankunft ihrer Fahrzeuge warteten. Einige kannten wir bereits (Gatogoesglobal), andere hatten wir bei der Overland Embassy in Panama kennengelernt (Rob&Dieke sowie Rodney&Heather von ‚White Troopy‘) und neue Bekanntschaften wurden gemacht wie z.B. William und Karen, die in ihrem umgebauten Mercedes-Truck spezielle Overland-Reisen organisieren.

Das Essen in Cartagena war gut! Es gab saftige Steaks, Bratwürste und Strudel, spanische Tapas und einige gute alte traditionelle kolumbianische Arepas. Essensstände warteten an jeder Strassenecke mit rauchiger Wurst und Kebabs, die uns in ihren Bann zogen.

Aber im Gegensatz zum Rest des Landes hatte diese faszinierende Stadt ihren Preis, und es war sinnvoll, sich weiter entfernt eine Unterkunft zu suchen. Selbst Getsemani, dem hippen Quartier voller Grafitis und wo all die Rucksacktouristen sich aufhalten, war uns nicht günstig genug. Wir hatten viel von unserem hart verdienten Geld ausgegeben, und unser protziges Airbnb würde unser Budget weiter sprengen. Also ab in günstigere Gefilde!

Unser Taxifahrer beunruhigte uns zwar etwas, als er gleich fragte, warum wir in diesem bestimmten Vorort bleiben wollten. Aber wir freuten uns, im echten Kolumbien angekommen zu sein. Die Strassen vibrierten von der lauten Musik die aus den Häusern drang, und der ‚Plaza‘ war voller fröhlicher und aktiver Kinder. Hier herrschte ein Gemeinschaftsgefühl und wir haben alles aufgesogen. Und was die Sicherheit angeht? Vielleicht würde man sich nach Einbruch der Dunkelheit bei einem Abendspaziergang nicht allzu wohl fühlen, aber hier gelten die gleichen Regeln wie in Mexiko, und dieses Viertel hat uns mit offenen Armen empfangen. Übrigens war es am Nachmittag dieser zweiten Airbnb-Ankunft, als wir die Nachricht erhielten, dass wir unseren Truck Camper abholen könnten, also hatten wir keine andere Wahl, als ihn draussen auf der Strasse zu parken. Und es freut uns sehr, euch mitteilen zu können, dass wir vier Tage in diesem angeblich gefährlichen Vorort geparkt hatten und es ist kein Schaden entstanden!

Hocherfreut über den Anruf von Ana Rodriguez, unserer Verschiffungsagentin, und noch mehr über ihren Tür-zu-Tür-Service, stieg Richie in ihr Auto, fuhr zum Hafen und erledigte den notwendigen Papierkram, um Silverskin freizubekommen. Nach nur 8 Tagen waren wir wieder vereint, alles war noch intakt, nur ein Regenschirm fehlte. Nicht schlecht, würde ich sagen!

Drei Wochen Airbnbs und wir waren definitiv bereit, wieder in unser Zuhause zu steigen! Darum geht es beim Overlanding, oder? Und ja, wir waren gerade dabei, uns auf ein richtiges kolumbianisches Abenteuer einzulassen!

Danke fürs Lesen und “we’ll ‚meat‘ you guys around the world”!

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