Gublers Blog

Verde Eventos, Antigua – ein Ort, den wir in Guatemala unser Zuhause nennen. Wo könnte man Zoes Geburtstag besser verbringen als hier? Alles war bereit, wir brauchten nur noch die Gäste. Aber es schien, als gäbe es vorher einige Pre-Partys zu feiern. Denn als wir zu diesem geliebten Campingplatz zurückkehrten, wartete eine ganze Schar Overlander auf uns. Campers in allen Formen und Grössen waren aufgereiht – aus den USA, Kanada, der Schweiz, Frankreich, Guatemala und El Salvador. Dies war unser dritter Besuch, aber das erste Mal, dass wir es so voll gesehen hatten. Es fühlte sich auf jeden Fall wie eine Overlanding-Messe an.

Auch Guillermo, sein „Caracol“ und seine Freundin Claudia machten mit. Wir grillten die restlichen Leckereien, die wir aus Manolos argentinischem Restaurant in Guatemala-Stadt mitgebracht hatten und machten ein paar sehr feine Hamburger für alle. Riesige Lagerfeuer wurden entzündet und die Stimmung war ausgelassen.

Eine Woche später kam Zoes ganz besonderer Tag und sie durfte zwei Piñatas schlagen – ein echtes lateinamerikanisches Highlight für uns, da Piñatas in Europa nicht üblich sind, wenn Geburtstage gefeiert werden. Unsere Dreijährige war jetzt „ein grosses Mädchen“ und ihr Prinzessinnen-Thementag brachte ihr von morgens bis abends Freude. Angefangen beim Öffnen von Prinzessinnengeschenken, über das Essen eines köstlichen Prinzessinnenkuchens aus unserem Dutch oven bis hin zu ihrem allerersten Prinzessinnenfilm – «Frozen».

…Und am nächsten Tag hielten wir es für das Beste, dieses Grosswerden zu feiern, indem wir sie in die Vorschule schickten. Durch unseren Freund Pablo hatten wir Ricardo kennengelernt, einen weiteren Unternehmer, der in viele Projekte in Antigua investiert ist. Er hatte uns seine Kaffeeplantage, seinen Freizeitpark und seine „grüne“ internationale Schule gezeigt und uns angeboten, dass Zoe jederzeit gerne in der Kita vorbeischauen dürfe. War sie zu diesem grossen Schritt bei unserem letzten Antigua-Besuch noch nicht bereit, konnten wir sie dieses Mal einfach absetzen und sie für ein paar Stunden allein lassen.

Dies, liebe Leser, war ein bedeutsames Ereignis, das erste Mal, dass sie ohne ihre Mami und ihren Daddy war! Und was war das für ein Erfolg! Sie fand Freunde, spielte mit den sehr spannenden Spielsachen, malte und bastelte Collagen, sang und tanzte mit und lernte viel Spanisch. Währenddessen gingen Mami und Daddy ins tolle Internetcafé «Once/Doce», um selbst ein bisschen Spanisch zu lernen und diese Website zu aktualisieren.

Wir genossen ein, zwei Wochen des routinemässigen Lebens bei Verde Eventos, aber unser Gastgeber Isaac hatte einen weiteren Kurztrip im Sinn (das letzte Mal hatten wir Tacos auf einem Dach mit Blick auf die ehemalige Hauptstadt gegrillt). Dieses Mal fragte er uns, ob er uns die Rückseite von Pacaya zeigen könnte. Wir verbrachten eine Nacht auf der Finca El Amate, mit einem fantastischen Blick auf die anderen drei Antigua umgebenden Vulkane.

Isaac, ein aussergewöhnlicher Reiseleiter, liess uns am nächsten Morgen um 6 Uhr aufstehen, um durch die Lavafelder des Skulpturenparks „Groots“ zu laufen und auf der Ladefläche eines Pickups zu einer Ananasplantage zu fahren (diese frischen Ananas waren wirklich die saftigsten). Ausserdem versuchten wir bei Wasserfällen Krabben zu fangen. Es war auf jeden Fall ein Abenteuer! Wir konnten zwar keine Krabben finden, aber davon liessen wir uns unsere Pläne fürs Abendessen nicht verderben. Antiguas berühmter Markt war bei unserer Rückkehr noch geöffnet und Isaac konnte vier dieser köstlichen Krustentiere kaufen.

Wir hatten eine letzte grosse Runde in Guatemala geplant und sind den ganzen Weg zurück nach Lanquin gefahren, wo unsere guten Freunde @dinoadventure sich gerade aufhielten.

Lanquin liegt 10 km von Semuc Champey entfernt. Ihr erinnert euch vielleicht an die tückische Strasse, die wir von Norden nach Semuc Champey gefahren sind! Die, die uns fast das Auto kaputt gemacht und uns einen Reifenschaden eingebrockt hatte. Nun, laut GoogleMaps sollten wir diesen Weg wieder zurückfahren. Unwissend, dass dies die völlig falsche Richtung war. Nach einer Stunde auf dieser holprigen Strasse dämmerte es uns, dass wir umkehren mussten. Leider eine Stunde zu spät, denn dieses Mal hatten wir Truck und Camper wirklich beschädigt. Dazu später mehr.

Wie ihr euch vorstellen könnt, wurde es wieder einmal dunkel. Unser Running-Gag! Endlich schafften wir es bis zu Andreas‘ Kakaofarm, wo Karsten und Steffi auf uns warteten. Wir waren mit dem Vorhaben gekommen, zwei Schweine zu kaufen und ein ganzes Dorf damit zu ernähren. Würden sie mitmachen? Na klar! Gleich am nächsten Tag gingen Richie und Karsten in die örtliche Ferreteria, um Draht und Metallstangen für einen Spiess zu besorgen und machten sich auf die Jagd nach den Stars der Show, den Schweinen, was sich als keine so einfache Aufgabe herausstellte. Die meisten Landwirte hatten nur 125-kg-Schweine, viel grösser als die 15-20-kg-Ferkel und 40-50-kg-Schweine, die wir suchten. Aber nach ein paar Farmbesuchen waren sie erfolgreich. Sie kehrten mit Percy und Polly (Zoe benannte sie) auf der Ladefläche von Andreas‘ Pickup zurück.

Wir waren startklar! Richie und Karsten versuchten sich zum ersten Mal als Metzger und mussten deshalb eine Generalprobe durchführen, wenn sie es für die grosse Wohltätigkeitsveranstaltung drei Tage später richtig machen wollten. Auch wenn es das erste Mal war – es lief alles professionell ab: Die Schweine wurden ordentlich getötet, aufgehängt, ausgeblutet, rasiert und gesäubert, bevor sie mit Salz mariniert wurden. Das Grosse kam in den Gefrierschrank und das Ferkel direkt auf den Spiess.

Während unseres Aufenthaltes bekamen wir eine Führung durch die Kakaoplantage und das Bauprojekt von Andreas. Er war erst kürzlich aus Deutschland eingewandert, um dieses Geschäft zu führen und hatte daher gerade mit den Arbeiten an seinem neuen Haus begonnen, das eine unglaubliche Aussicht bieten wird.

Andreas engagiert sich bereits stark in der örtlichen Gemeinde und empfahl uns, in der Dorfschule vorbeizuschauen. Während also Richie und Karsten sich um den Spiess kümmerten, wanderten Zoe und ich den Hügel hinauf, um bei den Schul-Aktivitäten mitzumachen. Wir sangen Lieder auf Spanisch, malten aus, hörten uns eine Lektion über Benimmregeln an und übten uns in Körperhygiene. Dazu gehörte Nägel schneiden und Zähne putzen – Zoes Highlight des Nachmittags und definitiv ein Schwerpunkt im Lehrplan der Schule.

Diese Kinder gehen nur an drei Nachmittagen der Woche zur Schule; insgesamt sechs Stunden. Die Lehrerin ist sehr leidenschaftlich in dem, was sie tut, aber es wäre grossartig, wenn mehr Ressourcen und Mittel für die Schule zur Verfügung stünden, damit diese Schüler mehr als nur Zahnhygiene lernen können. Mit dieser Vision hat Andreas einen Go-Fonds aufgelegt. Wenn ihr auch spenden möchtet, dann geht bitte auf seine ‘gofundme’ Seite.

Von einer Wohltätigkeitsorganisation zur nächsten … Es war an der Zeit, unsere Liebe zu Fleisch mit „Mountaintoppromises“ zu teilen. Wir hatten Ingrid und Riley einige Monate zuvor beim Einkaufen in einem Supermarkt in Cobán kennengelernt. Die zwei arbeiten für ein Programm für unterernährte Menschen. Diese Supermarkt-Begegnung führte zu einigen Interaktionen über Social Media, die später in dem Plan mündeten, eines der von ihnen unterstützten Dörfer zu ernähren. Die Frauen und ihr Team arbeiten mit zwei Dörfern in der Gegend von San Cristobal zusammen, in denen die Bevölkerung besonders unterernährt ist. So sehr, dass viele der Mütter Schwierigkeiten haben, ihre eigene Muttermilch zu produzieren. Zu wenig Geld für Säuglingsnahrung zwingt diese Mütter, ihre Babyflaschen mit Instantkaffee füllen! Ingrid und ihr Team von Freiwilligen sammeln Geld, um Babynahrung zu kaufen und führen wöchentliche Gesundheitschecks durch, um die Babys zu wiegen und praktische Ratschläge zu Ernährung zu geben.

Aufgrund des Mangels an anerkannter Bildung ist es für diese Familien schwierig, in Guatemala Arbeit zu finden. Wenn sie Glück haben, verdienen sie nur 10 Dollar pro Woche.

Unser Plan, ihnen ein ganzes Schwein anzubieten, würde für sie definitiv ein einmaliges Ereignis werden. Und was für ein Ereignis! Das war ein Bankett! Und dem geschlachteten Tier wurde Respekt gezollt: Jeder winzige Teil dieses Schweins war verschlungen worden, vom saftigen, zarten Steak bis hin zu Schnauze, Ohren und Augen. Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Grosseltern standen für Zweit-, Dritt- und Viert-Portionen an. Es war ein fröhliches Fest, das wir nie vergessen werden.

Ihr könnt Mountaintoppromises’  unterstützen indem ihr hier klickt.

Ein Typ aus Cobán hatte die Dinos aufgesucht und uns eingeladen, eine Nacht auf seiner Kardamomfarm zu verbringen. Wir stimmten gerne zu und machten uns im strömenden Regen auf den Weg. Und ich denke, man könnte sagen, von da an ging es bergab. Wir bereiteten die beste Lasagne zu und stellten unser eigenes Hackfleisch aus luxuriösen New York Strips her. Das Feuer war an, bereit für unseren Feuertopf, aber während einer spontanen Tour durch die Kardamom-Plantage nutzte ein Hund die Gelegenheit, unser frisch zubereitetes Fleisch zu essen! Er hatte auch einen teuren Geschmack! Dies war der Beginn einer Reihe unglücklicher Ereignisse. Am nächsten Tag packten wir unsere Sachen für unsere Fahrt nach Chichicastenango, und Richie stand auf einem Nagel! Die schlechte Sorte! Blut spritzte wie in einem Horrorfilm – zum Glück war Karsten als Arzt da und verband die Wunde perfekt.

Der Regen hörte nicht auf… Der Verkehr war wieder einmal extrem, und bei dem Versuch, während einer Umleitung zu wenden, prallten die Dinos gegen einen Pfahl und beschädigten ihren Dieseltank.

…Und als ob das nicht genug wäre, erbrach sich Zoe aus heiterem Himmel heftig über das ganze Auto und noch mehrere Male danach. Steffi bekam an diesem Tag eine Erkältung und es schien, dass dies der Tag war, an dem sich Karstens Parasit zu entwickeln begann und ihn für zwei weitere Wochen an die Toilette fesseln wird. Das war kein toller Tag, aber wir wussten, dass es nur besser werden konnte – und das tat es auch! Der Campingplatz in Chichicastenango war wunderschön, und dort trafen wir zwei andere deutsche Overlanding-Pärchen.

Der nächste Tag war Sonntag, ein offizieller Markttag in Chichicastenango, und diejenigen, die nicht zu sehr damit beschäftigt waren, sich zu übergeben oder die Toilette in Beschlag zu nehmen, humpelten und husteten zu der Farbenpracht, die sie erwartete auf dem anscheinend grössten Markt in Zentralamerika.

Zurück in Antigua- es wurden wieder einige Partys gefeiert. Semana Santa war im Anmarsch und die Touristen kamen in Scharen – auch viele Overlander von der ganzen Welt: Argentinien, Deutschland, USA, Holland und Belgien.

Zoe durfte nochmals ein paar Mal in ihren geliebten Kindergarten, und wir machten alles parat für Ostern.

Semana Santa heisst; Heilige Woche, und das wird hier in Antigua gross gefeirt. Strassen werden gesperrt über das ganze Osterwochenende um Platz zu schaffen für die zahlreichen Paraden und Prozessionen und für die Alfombras (Strassengemälde aus Sägemehl,) die die Strassen dekorieren. Wir hatten das Vergnügern an diesem Spektakel teilzunehmen, obwohl das natürlich nicht jedermanns Sache ist. Es ist sehr viel los, und die Strassen sind voll mit Menschenmassen. Also, wer das nicht mag sollte Antigua nicht in dieser Zeit besuchen. Wir stimmten unseren Paradenbesuch gut ab und gingen früh los um später nicht wie Sardininen in den Gassen der Altsadt rumgeschoben zu werden. Ein kulturelles Highlight!

Unsere Zeit in Guatemala näherte sich dem Ende. Da Richie und Karsten zu echten Experten für Spanferkel geworden waren, bot es sich an, unsere wundervollen viereinhalb Monate hier mit einer weiteren Schweineparty zu beenden. Zudem war es Karstens 29.Geburtstag und wir hatten einen ausgezeichneten Ort gefunden, um uns von all unseren Freunden zu verabschieden, die wir hier gewonnen hatten. Und diese Fleischliebhaber liessen sich leckeres Schweinefleisch nicht entgehen! Freunde aus Guatemala-Stadt und Antigua kamen mit Anhang, brachten noch ihre Freunde mit und @weharttravel, Reisende aus den USA, hatten extra einen Umweg mit Taxifahrt organisiert um dabei zu sein! Es machte Spass und alle waren in bester Stimmung! Was für ein Ende dieses Guatemala-Abenteuers!

…Aber nicht ganz. Es gab noch eine Sache, die wir vor der Überquerung nach El Salvador erledigen mussten und zwar, den Schaden zu reparieren, der verursacht worden war, als wir auf der holprigen Strasse in der Nähe von Lanquin gefahren waren. Vor allem unser ‚StableLift‘ und die Lichter auf dem Dach unseres Aufbaus (die leider wegen der Schlaglöcher zerschmettert worden waren) mussten wieder funktionieren.

Durch unsere Beziehung zu Markus Vogel, dem in Guatemala-Stadt geborenen Deutschen, über den wir in einem der letzten Beiträge berichteten, konnten wir in der ‚Delica‘-Fabrik seiner Familie campieren. Diese befand sich direkt auf dem Gelände seiner BMW-Garage. Das ermöglichte uns, hier einige dringend benötigte Schweissarbeiten zu tätigen und einen Service am Dodge durchzuführen. Direkt vor der Bäckerei geparkt, genossen wir täglich frisch gebackene Croissants, Plundergebäck und Brezeln. Ausserdem bekamen wir eine persönliche Führung durch ihre Fleischfabrik. Natürlich füllten wir unseren Kühlschrank auch mit Frankfurter und Bratwürsten!

Es gab noch eine letzte Besichtigung für uns; das Relief in Guatemala-Stadt, und dann ging es nach El Salvador.

Wir sind jetzt seit zweieinhalb Jahren unterwegs und so sehr uns die USA und Mexiko auch gefallen hatten, so heimisch wie in diesem „Land der Bäume“ hatten wir uns noch nicht gefühlt. Die hier geschlossenen Freundschaften und die Leichtigkeit, sich in den guatemaltekischen Lebensstil zu integrieren, werden uns sicherlich dazu bringen, bald wiederzukommen.

Danke Guatemala, und danke liebe Leser fürs Lesen, “we’ll meat you guys around the world!”

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