Gublers Blog

Als Teenie warst du vielleicht schon ein oder zwei Mal auf einem Festival, an einem Wochenende, an dem es in Ordnung ist, auf dem Boden zu schlafen, nicht zu duschen und auf einem ziemlich stinkenden Toitoi-WC zu sitzen. Laute Musik wurde toleriert, hohe Preise waren eine Selbstverständlichkeit, zerbrochene Plastikbecher lagen auf den Feldern und trotzdem war die Stimmung bei allen immer noch gut. Stellt euch vor, ihr hättet all das oben Genannte, aber ohne den schlechten Geruch, den Müll und die überhöhten Preise?

Willkommen zum ersten Overland-Fest in Kolumbien! Fünfzehn Hektar Ackerland wurden bearbeitet und so gestaltet, dass sie den Adrenalinbedarf von 1000 Offroad-Enthusiasten deckten. Dirt-bikes, alte Willys-Jeeps, Rubicons und Land Cruisers versammelten sich, um die nächsten drei Tage die Rennstrecken zu befahren. Es gab kostenlose Duschen, kostenlose Hüpfburgen und Bällebäder, und ein Burger mit Pommes würden auch nicht alle Welt kosten! Toitois wurden sechsmal am Tag gereinigt und die Mülleimer regelmässig geleert. Was die Stimmung angeht? Das ist Kolumbien! Die Musik lief, Familien teilten ihre hausgemachten Tamales und wir wurden wie immer herzlichst willkommen geheissen.

Tatsächlich hatten sie sogar jemanden organisiert, der sich um die vier Overland-Touristen kümmerte, die kostenlos zur Veranstaltung eingeladen wurden. Er hiess ‚Overland Sally‘, sprach ausgezeichnet Englisch und war tatsächlich da, um uns bei der Ankunft zu unserem Campingplatz zu führen. Zusammen mit Rodney & Heather von @White_Troopy, Dieke & Rob von @kdg_van_travels und unseren deutschen Freunden Alex, Jochan, Paul & Emil.

Während wir über den provisorischen Abenteuerspielplatz zum Camp fuhren, hielten wir an, um mit unseren Fans zu plaudern (es stellte sich heraus, dass wir in Kolumbien ein wenig berühmt sind!). Die Leute hatten bereits von uns gehört: über den Äther, die Zeitschriften und über soziale Medien. Dabei würde es auch nicht bleiben. Die Fernsehsender standen Schlange, um uns am Wochenende abermals zu interviewen.

Auch wenn der Name etwas anderes vermuten lässt, hat dieses Overland-Fest weniger mit Overland-Reisen zu tun, sondern mehr mit 4×4-Offroad-Fahrten. Daher war es für die weiteren 989 Teilnehmer eine ziemliche Attraktion, Fahrzeuge zu sehen, wie sie in der „Extranjero“-Ecke (Ausländer) ausgestellt waren. Unsere Tür war für Führungen stets offen, Aufkleber wurden verteilt und der Grill war immer heiss.

Wie bei allen Festivals gab es abends Live-Musik, Verkäufer, die Gadgets verkauften, und Fachworkshops.

Und der Schlamm-Parcour? Nun, wer sieht nicht gern zu, wie aussergewöhnliche Maschinen (und auch einige ’normale‘) an Schwung gewinnen, um schwierige Bergauffahrten zu meistern, 19 Fuss hohe Abgründe hinabstürzen und durch dicke, schlammige Pfützen rasen? Adrenalin schoss nicht nur durch die Adern der Teilnehmer. Es war eine tolle Veranstaltung!

Im Laufe des Wochenendes erhielten wir einen Anruf aus der Schweiz. Richie’s Vater lud uns ein, zu einem Besuch nach Hause zu fliegen. Das war eine unerwartete Überraschung und hat uns auf jeden Fall etwas aus der Fassung gebracht! Natürlich wollten wir uns die kostenlose Gelegenheit, unsere Familie und Freunde zu sehen, nicht entgehen lassen, schliesslich waren es schon drei Jahre! Aber wie würde das geschehen? Wir hatten nur noch knapp zwei Monate Zeit auf unseren Visa und hatten noch kaum etwas dieses riesigen Landes gesehen. Wäre es einfach, unseren TIP (vorübergehende Einfuhrgenehmigung) zu erneuern wenn wir zurückkämen? Könnten wir unser Fahrzeug überhaupt legal zurücklassen? Würde uns die Passkontrolle weitere drei Monate am Flughafen gewähren? Wo würden wir unser Wohnmobil überhaupt unterstellen, wenn wir weg wären?

Nun, den Anruf auf dem Festival zu erhalten, war eigentlich ein ziemlich gutes Timing. Dieser Ort war voller ‚Rolos‘ (Leute aus der Landeshauptstadt Bogotá), und wenn wir dort ankommen würden, bräuchten wir uns keine Sorgen um einen Parkplatz für Silverskin zu machen. Wir wurden mit Lagermöglichkeiten überschwemmt.

Nachdem dies gesetzt war, mussten wir nur noch den Flug buchen und uns auf den Weg nach Bogotá machen- natürlich über Nebenstrassen!

In Sachen Strassen und Verkehr liegt Kolumbien auf Augenhöhe mit Guatemala. Geht nicht davon aus, schnell irgendwohin zu kommen! Es ist nicht ungewöhnlich, dass man in einer langen Autoschlange festsitzt und an einem kleinen Plastikbecher Café Tinto nippt, der am Fenster serviert wird. Und Abwechslung gibt es in Hülle und Fülle. Wir hatten bereits von einer Strassensperrung zwischen Puerto Berrio und Bogotá gehört und machten uns nach dem Verlassen des Festivals auf, einen anderen Weg einzuschlagen.

Ungefähr 500m nach Beginn unserer Reise bemerkten wir Rob und Dieke auf der gegenüberliegenden Strassenseite, die von dort zurückkamen, wo sie zwei Stunden zuvor versucht hatten, hinzugelangen. Und ja, es war uns auch schon passiert- eine einfache Strassenblockade, keine Erklärung nötig! Also machten wir uns schliesslich auf den Weg zurück nach Norden und besuchten noch einmal die Städte, die wir vor etwa drei Wochen auf dem Weg nach Medellin gesehen hatten.

Um die Sache ein wenig aufzulockern, hatten wir uns entschieden, quer durch das Land in Richtung Barichara zu fahren, anstatt die viel schnelleren, asphaltierten Wege über Bucaramanga zu nehmen.

Mhm… vielleicht wäre es doch gar keine so schlechte Idee gewesen, nach Bucaramanga und wieder hinunter nach Barichara zu fahren. Zu sagen, dass der von uns gewählte Weg durch die Stadt San Vicente de Chucuri einfach war, wäre eine grosse Untertreibung. Es war eng, langsam und voller Schlaglöcher. Es waren keine anderen Autos zu sehen und wir konnten definitiv verstehen warum. Es war ein Camper-Killer und als wir in Zapatoca ankamen, war unser Camper-Chassis dringend reparaturbedürftig!

Zum Glück kamen wir am Ortseingang an einer Schweisserei vorbei. Es war Abend, aber sie waren gerne bereit, unsere Wünsche am nächsten Morgen zu erfüllen- „Kommt einfach um 6 Uhr morgens vorbei“, schlugen sie vor!

Sechs Uhr morgens wäre vielleicht eine zu grosse Herausforderung gewesen, aber wir hatten es auf sieben geschafft, und diese Jungs hatten weitere sieben Stunden lang solide gearbeitet, wobei die Gesamtrechnung nur 100 Dollar betrug.

Zapatoca selbst war eine typische malerische kolumbianische Stadt mit einem Platz in der Mitte und Restaurants, Bars und Souvenirläden, die den Platz säumten, und schien daher vielen anderen Städten, die folgten, sehr ähnlich zu sein. Die Plätze waren Spiegelbilder voneinander!

Barichara, die grössere und gehobenere Version, liegt inmitten eines riesigen, grünen, üppigen Tals. Blumen hängen vor den Fensternischen und die gepflasterten Strassen und roten Ziegeldächer bilden einen malerischen Hintergrund für etwas, das eine weitere Szene aus dem Film ‚Encanto‘ sein könnte. Traditionell werden hier Ameisen mit grossem Hintern gegessen, und wir hatten ein paar Töpfe, sowie Ponchos, Hängematten und andere handgefertigte Geschenke gekauft für unsere Freunde und Familie in der Schweiz. Unsere Abende verbrachten wir auf dem sehr ruhigen Camping ‚Guaimaro‘ in der Nähe, der von einem umweltfreundlichen und nachhaltigen Paar aus den Niederlanden geführt wurde. Es ist einen Besuch wert, und sei es nur, um auf deren WC zu pinkeln;-) Alles ist architektonisch so gestaltet, dass es wie ein Kunstwerk aussieht.

Das andere charmante Pueblo, das bei Touristen und ‚Rolos‘ beliebt ist, war das berühmte ‚Villa de Leyva‘. Dies lag auf unserer Route, vier Autostunden von Bogotá entfernt. Das Datum unseres Abflugs rückte immer näher, aber wir nahmen uns die Zeit, vorbeizuschauen und verbrachten einen sehr ruhigen Samstagabend auf einem Fussballfeld, nur fünf Minuten vom Hauptplatz entfernt. Dieser Platz war gross (angeblich der grösste in Südamerika), lebhaft und voller Strassenverkäufer, die Drachen und Seifenblasen verkauften.

Die umgebenden Kolonialgebäude waren leuchtend weiss getüncht und wiesen die Ziegeldächer auf, die für Kolumbien so ikonisch sind. In dieser Gegend gab es viel zu tun, ganz zu schweigen von den Gourmet-Restaurants. Aber als der Regen auf uns niederprasselte, beschlossen wir, Richie den dringend benötigten Haarschnitt zu verpassen (trotz der touristischen Lage, für nur 4 US-Dollar!). Wir machten uns auf den Weg in die Hauptstadt, im Wissen, dass wir bei unserer Rückkehr genügend Zeit haben würden, diese echt angenehme Umgebung noch einmal zu besuchen.

Der Parkplatz für Silverskin war schliesslich im Lager einer kleinen Spedition. Sie lag etwa 10 km vom Flughafen entfernt und hatte Zugang zu einem kleinen Garten, einer Dusche und sogar einer Waschmaschine! Der perfekte Ort, um uns zu organisieren und mit dem Packen zu beginnen.

Schweiz, wir kommen!

Danke für’s Lesen and we’ll ‚meat‘ you guys around the world!

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